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Wandern in Ungarn / Zemplen-Gebirge
wied (23.02.08 17:27)
Email:
wied(--)gmx.li
Nachdem ich nun schon ein paar Mal im Zemplen unterwegs war und in
diesem Forum nicht gerade viel über Wandern in Ostungarn vermerkt
ist, schreib ich mal meine Empfehlungen und Erfahrungen wieder.
Ich halte das Zemplen (genau wie das schwer zu erlernen.
Man sollte sich unbedingt die beiden seperaten Karten oder die
Spiralkarte von Cartografia www.cartographiaonline.com über das
Zemplengebiet in der aktuellen Ausgabe besorgen. Ich habe alle
drei, denn für den Überblick sind die Einzelkarten für mich
besser, im täglichen Einsatz dann die Spiralkarte voll okay.Ich
habe mir mal so eine Folientasche zum Umhängen besorgt-wer so ein
Teil noch nicht hat- mein ausdrücklicher Tip !!!! So bleibt die
Karte vor Schweiß oder Regen in Ordnung.Die Karten bekommt man
auch importiert, aber die Preise sind schon sehr zum
Ohrenanlegen.Wer also jemand kennt, der eben gerade nach Ungarn
fährt, sollte sich die Karten ggf. mitbringen lassen. In Ungarn
bekommt man sie in sehr vielen Tanken,Supermärkten und
Buchhandlungen natürlich auch zum Okaypreis.Und gebraucht ? -
halte ich nach nervigen Verlaufen mit älterer Karte für nicht so
ne gute Idee.
Die Wanderwege sind in der Regel ordentlich mit eindeutigen Zeichen
in blau oder rot/strich oder kreuz gehalten .Sowohl im Wald und in
den Dörfern tauchen diese immer wieder mal auf.Sollte dies dann
nicht mehr der Fall sein, sollte man umdrehen und das letzte
erkannte Zeichen suchen...Hintergrund scheint zu sein, daß früher
von den Dörfern in den Tälern mehr in den Wald hinein
Obstplantagen bewirtschaftet wurden und dann aufgegeben wurden.So
hat man manchmal mehr als drei parallele Wege zur Auswahl und das
ist den Ungarn eher schnuppe, die wissen scheinbar, wo es ggf
langgeht.Das kann nerven... sag ich Euch.Auch sind manche Wege sehr
wenig begangen und die aufgemalten Wegzeichen sind unter meterhohen
Gebüsch auf den Feldsteinen am Pfadrand nicht so gut zu
erkennen.Man trifft auch fast nie jemanden im Wald außer am
Wochenende, nachfragen bleibt also schwierig.
Doch dafür hat man den Wald für sich fast allein.Natur- und
Vogelkundler erzähl ich hier nix neues. Meine ungarische Tante
sagt immer, das sie lieber im Zemplen unterwegs ist, als im Bükk,
denn es ist hier einfach "wilder".Der Meinung schließ ich mich
an.
Wer vielleicht nur eine Woche oder wenige Tage Zeit hat, könnte
per Zug/Schlafwagen ganz bequem über Prag/Kosice nach Hidasnemeti
fahren und so in GÖNC am Vormittag loslaufen: entweder Richtung
Telkibanya/Hollohaza/Füzer/Norden oder Regec/Boldogkövaralja
Süden.In den genannten Orten gibt es Zimmer(man halte Ausschau
nach SZOBA-Schildern an den Häusern)oder auch schon kleinere
Pensionen.Ich habe noch keine niederländischen Autokennzeichen
gesehen - es ist noch eine eher rein ungarische
Erholungsecke.Denn früher war die Region
mitten in Ungarn und geschichtlich bewegt, also trifft man überall
auf die Nationalhelden in Denkmälern,Parks und Straßennamen oder
auf den Burgruinen...
Sehr lohnend ist der neue nun auch in deutsch erschienene LONELY
PLANT Reiseführer - gefällt mir richtig gut und würdigt die
Gegend auch ausreichend.
Aber nicht jeder Ort hat nun Gästebetten.Ich war da selbst schon
etwas zu gewiss und hatte nur Glück, das meine ungarischen Cousins
mal charmant nach einer ganz privaten Unterkunft für unsere
Wandergruppe von nur drei Leuten nachfragten - Erdöbenye hatte zu
dem Zeitpunkt leider nix offiziell zu bieten.Gleichwohl ist die
Wanderung von Tallya nach Erdöbenye eine schöne Tour gewesen. Man
könnte von dort aus am Abend auch nach Tolcsva trampen oder per
Bus fahren, die Pension Kiraly ist zu empfehlen und der eigene Wein
lecker.
Von Tolcsva geht es nördlich nach Erdhöhorvati
(Bus/Trampen/Ablaufen) von dort kann man dann den rot markierten
Rakoczi-Wanderweg laufen Richtung Regec oder Richtung
Sarospatak.Doch nicht alle markierten Wanderwege sind reine
Wald/Wiesen und Flurwege.Straßen und Teerwege sind immer wieder
mal abschnittsweise dabei.Wer sich daran stören sollte - so trifft
man aber dankbarer Weise auch mal auf Menschen und Getränke - jo
!
Von Sarospatak(die Stadt kann ich leiden)kann man mit dem Bus nach
Karolyfalva fahren und dort wieder mit dem Wandern fortfahren-
Richung Palhaza.Dort gibt es am örtlichen Ende ein Privatzimmer,
wo die Großeltern für uns das Wohnzimmer geräumt haben, weil
schon ein anderer Schlafgast erwartet wurde und man uns am Abend
nun auch nicht mehr wegschicken wollte...unvergesslich
Viele kleine Ortschaften wie Vagashuta/Nadyhuta usw.liegen an der
Strecke sind zum Teil sehr urig.Man kann weiterwandern bis Füzer -
oder auch mal mit dem Bus dorthin fahren.Die Burg lohnt sich.Als
Tagestour könnte man dann auch an die Nahe Grenze bis zum Berg
Nady-Milic wandern und weiter nach Hollohaza zum Porzellan-Museum
(kleiner als Meißen, aber weniger blumig)oder von Füzer über
Hollohaza nach Telkibanya. Am nächsten Tag dann vielleicht nach
Gönc - dort gibt es ne Bank - aber auch ein Freibad ! Ein
Triebwagenzug fährt zwischen Hidasnemeti-Gönc nach Szerencs.Von
dort kann man erfolgreich nach Tarcal trampen oder auch per
Nahverkehr reisen. Von Tarcal läuft man durch Weinberge etwa
anderthalb Stunden auf den Tokajer Berg und genießt einen super
Ausblick ins südliche Flachland (angeblich bis Rumänien).
Abwärts gehts leichter direkt nach Tokaj.Auch auf der nun anderen
Seite des Berges hat man einen wunderbaren Ausblick auf Bodrog und
Tisza,welche ja bekanntermaßen in Tokaj zusammenfließen.Wer
Weißwein nicht mag, ist dort nicht richtig aufgehoben, kann sich
aber über ne große Anzahl Störche im Stadtbild erfreuen...Rund
um Tokaj würde ich so eher als Prologtour empfehlen.
Die interessanteren Streckenwanderungen liegen für mich im Norden
des Zemplen ab der gedachten Höhe Boldogkövaralja im Westen und
Sarospatak im Westen.
Es empfehlen sich Wanderschuhe - obwohl die gutaussehenden
ungarischen Damen selbst durchaus auch mit high-heels schon an der
Burg Füzer gesichtet wurden..aua
Das vernünftige Preisgefälle von Wien-Ballaton-Budapest kommend,
ist angenehm wahrnehmbar.Wer vor einfachen Quartieren keine Scheu
hat und auch mal im ABC-Laden sein Frühstück einnehmen kann und
Rührei in allen Variationen kennenlernen will, prima, dort seid
Ihr richtig.Wie bereits erwähnt, ist es zu überlegen mit den
vorhanden öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Sollte man
allerdings unbedingt mit dem eigenen Pkw
anreisen wollen, stellt sich mir die Frage - wohin damit zum
unterstellen ?
Sollte man aus manchen Dörfern einfach nicht per Bus herauskommen,
so hilft trampen.
Man wird mitgenommen und das selbst für mich überraschend
selbstverständlich, egal ob im Hundefänger oder Bauarbeiterbus
usw. - es funktioniert.Punkt.Da viele Leute aus den gebrauchten
Bundesländern bei Zielen in Osteuropa sehr oft noch Bedenken
äußern, möchte ich nicht verpassen die Gegend als "sicher"
darzustellen.Soll heißen: Weder ist mein alleinstehender Rucksack
vor dem Laden geklaut worden;noch wurde ich als Deutscher irgendwie
blöd oder geringschätzig angemacht.Überall wurde mir bisher sehr
aufgeschlossen begegnet und freundlich weitergeholfen.Natürlich
ist auf dem Lande generell schlicht auch "weniger los"
Ausgesprochenene selbstverzapfte Dummheiten gilt es natürlich zu
vermeiden a la offen mit Geld umsichwerfen,verwohnte Roma und
Sintihäuser reißerisch fotografieren oder an der nationalen
Ehre(beides gibt es) unbedacht zu
kratzen... okay, macht ja eh keiner.
Viele Orte und Regionen in Ungarn bieten zum Teil vorbildliche
Fremdenverkehrbüros.Man erhällt dort in der Regel kostenfreie
Prospekte/Handzettel für Unterkünfte vor Ort.Dies ist immer ein
Tip !
Auch im WWW findet man immer mehr Presentationen der einzelnen
Orte.
Aber wie immer : auch andere und angrenzende Regionen sind
überraschend reizvoll und keineswegs überlaufen und lohnen den
Besuch / Nein - ich bekomme kein Geld vom ung. Tourismusamt - bin
nur positiv voreingenommen.
Anfragen beantworte ich gern.
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