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Wanderung Rheinhöhenweg von Bad Breisig zur Reutersley mit
sonnenhut (fernwege.de - Mitglied)
(11.04.11 12:35)
Bad Breisig, 16.3.2011
Das Fernsehen berichtet heute laufend über die Atomkatastrophe in
Japan. Die Bilder lösen in mir Entsetzen und Mitgefühl aus.
Frische Luft würde mir jetzt gut tun, und ich entschließe mich zu
einer
Wanderung zur Reutersley hinter Burg Rheineck.
Ein Blick auf das Thermometer zeigt mir 13 Grad. Der Wetterbericht
hat keinen Regen vorher gesagt und es soll auch windstill bleiben.
Das letztemal war ich als Kind 1960 auf der Reutersley, und ich
kann mich an die schöne Aussicht über das Rheintal noch gut
erinnern. Vorfreude kommt in mir auf über die bevorstehende
Wanderung durch die Natur.
Schnell ziehe ich meine Wanderschuhe an und stecke die
Digitalkamera in meine Jacke. Mit zügigem Schritt führt mich mein
Weg vorbei an den bekannten Römerthermen. Von hier aus geht es
immer geradeaus Richtung Süden. Nach ca. 20 Minuten erreiche ich
den Ortsteil Rheineck. Hinter der Bahnunterführung laufe ich nach
rechts auf der Landstraße Richtung Gönnersdorf. Fast am Ende des
Ortes, hinter der alten Kapelle (Ruine), biege ich links ab
Richtung Campingplatz. Ich laufe immer geradeaus, komme am
Schießplatz vorbei und erreiche nach ca. 40 Minuten den
Campingplatz.
Nun habe ich schon die Hälfte der Wegstrecke hinter mir. Der
schönste Teil der Wanderung, aber auch der anstrengendste, liegt
noch vor mir.
Am Fuße des Berges setze ich mich auf eine Bank und sanmmle meine
Kräfte für den steilen Anstieg. Von Weitem höre ich die
Motorsäge eines Waldarbeiters, und nach 10 Minuten Pause
entschließe ich mich weiter zu gehen. Der Weg ist voller Laub und
mittelgroße Bruchsteine liegen überall herum. Ich komme vorbei an
grünen, moosbewachsenen Felsen. Ab und zu sehe ich einen Vogel,
der aufgeschreckt die Flucht ergreift.
Auf der linken Seite geht es steil bergab, und nach wenigen Minuten
habe ich einen tollen Ausblick auf das Pfingstbachtal. Dieser Weg
scheint zu dieser Jahreszeit selten benutzt zu werden, da ich keine
Fußspuren von Menschen entdecken kann. Umgestürzte Bäume, die
teilweise bereits morsch sind, hängen in mehreren Metern Höhe
über dem Wanderweg. Mit mulmigen Gefühlen durchquere ich die
Gefahrenzonen mit schnellem Schritt.
An einer Stelle ist der Boden stark von Wildschweinen aufgewühlt.
Zum Glück ist es trocken, und ich muß nicht durch Schlamm waten.
Auf dem Boden entdecke ich manchmal runde weiße Kieselsteine. Sie
sind ein Hinweis dafür, dass in Urzeiten hier mal ein Meer oder
ein See gewesen sind.
Durch den steilen Wanderweg hat sich mein Puls fast verdoppelt,
und ich entschließe mich, für eine kurze Zeit stehen zu bleiben.
Im Umkreis sehe ich viele Eichen und Buchen, die sich auf dem
kargen steinigen Boden einen Stammplatz erkämpft haben. Am
Wegesrand entdecke ich etliche Bärlauchpflanzen, die auf dem
überwiegend noch braun aussehenden Waldboden ein grüner
Farbklecks sind.
Ich trenne ein Blatt ab und genieße den ersten Bärlauch in diesem
Jahr.
Anschließend setze ich meine Wanderung fort und komme an ein
Hinweisschild mit der Aufschrift „Zur Reutersley 200 Meter“,
welches mir anzeigt, dass ich hier rechts abbiegen muß..
Der Weg wird immer schmaler und nach 100 Metern ist er durch ein
Stahlgeländer auf der linken Seite gesichert. Der Blick nach links
ist überwältigend. Es geht mindestens 100 Meter steil bergab. Ich
sehe zwei Schiffe, die lärmend rheinaufwärts fahren.
Jetzt kann es nur noch wenige Augenblicke bis zum Aussichtspunkt
sein. Die letzten Meter konzentriere ich mich fest auf meine
Füße. Ich vermeide den Blick nach links, da es hinter dem
Geländer rasant in den Abgrund geht. Es kostet mich fast etwas
Mut, die letzten Felstreppen zu überwinden.
Geschafft!!! Jetzt liegt vor mir ein atemberaubender Ausblick, den
ich lange genieße und nie vergessen werde.
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